Tatsächlich gibt es wohl nichts und niemanden auf der Welt, das oder der uns davor schützen könnte, Schmerz zu erfahren. Und ich spreche hier, anders als es im ursprünglichen Zitat heißt, ganz bewusst von Schmerz anstelle von Leid.
Schmerz zu erfahren, gehört zum Leben dazu und kann nicht immer vermieden werden, so sehr wir es uns auch wünschten. Es gibt Situationen, in denen es uns nicht obliegt, sie zu verändern. Wir stehen also vor der Herausforderung, anzunehmen was ist, auch wenn es weh tut. Versuchen wir – verständlicherweise – dieses Erleben zu vermeiden oder zu verdrängen, beginnen wir, zu leiden. Leid ist schwieriger zu ertragen als Schmerz, es entsteht aus dessen Nicht-Akzeptanz. Somit lässt sich Leiden nur mithilfe von (radikaler) Akzeptanz in Schmerzen umwandeln.
Radikale Akzeptanz beschreibt eine Grundhaltung gegenüber unabänderlichen Dingen. Sie zeichnet sich durch eine absolut annehmende Haltung aus und bezieht auch die eigenen Emotionen, Gedanken und Wünsche mit ein. Radikale Akzeptanz bedeutet also, sowohl die Situation als auch unsere Reaktionen darauf so anzunehmen, wie sie sind, ohne dass es uns möglich ist, das eine oder andere zu verändern.
Niemand vermag, uns das Erfahren von Schmerz zu nehmen. Und wir selbst können dieses Empfinden nicht einfach „weg“ bekommen, weder durch Weinen, noch durch Essen oder Hungern. Auch nicht, indem wir versuchen, es in die Flucht zu schlagen und selbst nicht dadurch, indem wir versuchen, es „wegzutherapieren“.
Das Empfinden ist da, es ist real, es tut weh und es gilt, genau dies zu akzeptieren und zu überleben. Es ist wichtig, durchzuhalten, auch oder gerade dann, wenn wir nahezu „durchdrehen“ könnten. Wenn wir meinen, den Schmerz in seiner Macht und Lautheit nicht mehr ertragen zu können.
Wir müssen weiterleben, durch diesen Schmerz hindurch. Die Angst aus der Angst führt durch die Angst, der Weg aus dem schmerzhaften Empfinden heraus führt genau durch eben jenes hindurch.
Und in jedem Schmerz steckt auch ein Geschenk, nämlich inneres Wachstum. Darum ist es unerlässlich, weiterzumachen (und ich spreche auch hier ganz bewusst nicht davon, zu kämpfen, denn meiner Wahrnehmung nach können wir nichts „auflösen“, indem wir es bekämpfen. Vielmehr bindet der Kampf das Abgewehrte erst recht und umso fester an uns).
Weitergehen, nicht aufgeben. An das glauben, was noch nicht ist, damit es werden kann. Damit wir ein Leben führen können, das wir lieben. Und dann obliegt es nämlich uns selbst, so schnell, wie wir nur können, in Richtung unserer schönsten und glücklichsten Träume zu laufen, über eine Brücke, deren Fundament unserer eigener Wunsch nach Heilung ist.
©Zauberwortezauber
Your own desire to heal
„Nobody will protect you from your suffering. You can’t cry it away or eat it away or starve it away or walk it away or punch it away or even therapy it away. It’s just there, and you have to survive it. You have to endure it. You have to live through it and love it and move on and be better for it and run as far as you can in the direction of your best and happiest dreams across the bridge that was built by your own desire to heal.“
© Cheryl Strayed, Tiny Beautiful Things: Advice on Love and Life from Dear Sugar